Tilde Michels, Reinhard Michl: Es klopft bei Wanja in der Nacht – Kinderbuchklassiker

Tilde Michels, Reinhard Michl: Es klopft bei Wanja in der Nacht

Gemeinsam ist es möglich Notsituationen zu meistern, wenn man zusammensteht und Vorurteile überwindet.

Wanjas Botschaft

Über das Buch

„Es klopft bei Wanja in der Nacht“ wurde 1985 veröffentlicht und aufgrund seiner Botschaft 1986 mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet. Die Geschichte stammt aus der Feder der bekannten Kinderbuchautorin Tilde Michels. Ihre Stoffe adaptierte unter anderem auch die Augsburger Puppenkiste. Die Illustrationen schuf Reinhard Michl, der bekannt ist für die Illustration einer Jim Knopf Neuausgabe und der für den Jugendliteraturpreis nominiert wurde.

Inhalt von „Es klopft bei Wanja in der Nacht“

Mitten im tief verschneiten Wald steht ein kleines Haus. Draußen tobt ein Schneesturm und im Laufe der Nacht klopfen Hase, Fuchs und Bär und bitten um Obdach. Der Jäger gewährt Schutz und Obdach für die Nacht und am nächsten Morgen schleicht sich ein Gast nach dem anderen wieder davon. Obgleich sie Feinde sind haben die verschiedenen Figuren die Nacht in friedlicher Gemeinschaft verbracht und den Schneesturm überlebt.

Visuelle Gestaltung von „Es klopft bei Wanja in der Nacht“

Liebevolle Illustrationen im realistischen Stile verleihen dem Buch eine dichte Atmosphäre. Das kleine Haus im verschneiten Wald, die Tiere vor dem warmen Ofen oder der Landschaftsausblick am Ende der Geschichte erinnern an alte Märchenbücher.
Die Schraffuren sind gut sichtbar gesetzt und lassen die Bilder lebendig erscheinen. Die Farbigkeit ist in gedeckten Farben gehalten, wobei einzelne Motive Kontraste setzen wie das rote Fell de Fuchses vor dem Schnee oder das gelbe Kissen, mit welchem es sich der Hase im alten Lehnstuhl gemütlich macht.

Tilde Michels, Reinhard Michl: Es klopft bei Wanja in der Nacht

Psychologische Ebene von „Es klopft bei Wanja in der Nacht“

Das Buch erzählt die Geschichte auf spielerische Weise und in Reimform. Wiederkehrende Verse geben der Geschichte Leichtigkeit und Fluss. Trotzdem werden die Befürchtungen und Ängste jeder Figur ausgesprochen und dabei die unterschiedlichen Blickwinkel eingenommen. Fazit der Geschichte ist, in Gefahrensituationen zusammen zu stehen und die eigenen Vorurteile und Feindseligkeiten hinten an zu stellen. So herrscht zumindest für die Nacht während des Schneesturms Einigkeit zwischen dem Jäger und den Tieren.

Empfehlung

Das Buch eignet sich schon für kleine Kinder zum Beispiel als Gute-Nacht Buch. Kinder lieben Reime und können schon nach kurzer Zeit mitsprechen. Der wiederkehrende Vers: Auch Wanja deckt sich wieder zu: „Gut Nacht und angenehme Ruh!“ wird bei uns in der Familie auch heute noch mit abgewandeltem Namen vor dem Schlafen gehen zitiert.
Für ältere Kinder lohnt es sich über den Inhalt der Geschichte nach zu sinnen. Darüber, dass es sich lohnt Ängste und Feindseligkeiten zu überwinden, bei Gefahr zusammen zu stehen und auch was Vorurteile mit einem machen.

Pamela Zagarenski: Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben – Kinderbuchtipp

Pamela Zagarenski: Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben | © Katrin S. Knopp | www.katrin-knopp.de

„Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben“ von Pamela Zagarenski ist ein erst kürzlich erschienenes, sehr empfehlenswertes Kinderbuch, das ich hier als erstes vorstellen möchte.

Eine Liebeserklärung an die Fantasie

Botschaft des Fuchses

Über das Buch

Pamela Zagarenski arbeitet als Illustratorin und Künstlerin in Connecticut, USA. Sie ist Gewinnerin der »Caldecott Honor Medal«. Ihr Kinderbuch „Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben“ erschien im Jahre 2016.

Inhalt von „Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben“

Ein kleines Mädchen leiht von seiner Lehrerin ein faszinierendes Buch aus. Auf dem Weg nach Hause verliert es alle Buchstaben. Zuerst ist es ganz traurig, aber dann wird das Mädchen von den geheimnisvollen Bildern in eine Welt der Fantasie und der Geschichten entführt. Am nächsten Tag trifft sie auf dem Weg in die Schule den schlauen Fuchs. Er kann dem Mädchen helfen die verlorenen Buchstaben wieder zu finden …

Visuelle Gestaltung von „Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben“

Allein die visuelle Gestaltung ist wunderschön. Die Bilder erstrecken sich jeweils über beide Seiten und sind voller Detail und Farbenreichtum. Zarte Farben und Strukturen kontrastieren mit leuchtendem Rot, Grün, Gelb und Blau. Ornamente und Kollageartig eingefügte Figuren bereichern die fantastische Bildwelt, die sich aus Fabeltieren, Stadtansichten und fantastischen Welten auffächert. Auf jedem Bild gibt es Details zu entdecken, die eine eigene Geschichte zu  erzählen scheinen.

Pamela Zagarenski: Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben | © Katrin S. Knopp | www.katrin-knopp.de
Pamela Zagarenski: Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben

Psychologische Ebene in „Der Fuchs und die verlorenen Buchstaben“

Der Text im Buch erzählt eine Rahmenhandlung, der Mittelteil selbst mit den Bildern aus dem fantastischen Buch der Lehrerin ist jeweils nur mit ein paar Sätzen unterschrieben. Diese bestehen jeweils aus dem Anfang einer Erzählung und beinhalten Fragen, so dass der Betrachter animiert wird, sich selbst eine Geschichte oder auch viele auszudenken.
Das Buch regt somit die Fantasie an und ermutigt zum eigenen Denken. Die Zusammenstellung aus realen Ansichten mit Fabelwesen oder unmöglichen Motiven lassen die Bilder im Buch wie Szenen aus einem Traum erscheinen. Dadurch, dass die Rahmenhandlung die Geschichte eines Schulmädchens erzählt identifizieren sich die Leser mit diesem und werden angeregt, eigene Geschichten zu entwickeln bzw. ihre Träume zu reflektieren.

Empfehlung

Das Buch eignet sich nicht nur für Grundschulkinder, sondern auch für jüngere und ältere. Kinder im Kindergartenalter finden Freude daran die Details der Bilder zu betrachten und zu benennen. Empfohlen wird es ab 3 Jahren. Ähnlich wie in einem Wimmelbuch gibt es viele einzelne Motive zu entdecken. Jugendliche und Erwachsene finden sich ebenfalls von der visuellen Gestaltung angesprochen und haben die Möglichkeit tatsächlich erzählerisch eigene Geschichten zu entwickeln. Somit ist das vorliegende Buch ein Schatz an Bildern und eine Ideenwerkstatt für die ganze Familie. Es fördert die Fantasie und Erzählfreude, man muss sich nur darauf einlassen.